Wiederherstellung Dachgarten Schlossgartenhalle
Die Ettlinger Schlossgartenhalle entstand im Zuge der Landesgartenschau 1988 von 1985 bis 1987 als ein Werk des namhaften Architekten Alexander von Branca. Ein wichtiger Bestandteil dieses architektonischen Gesamtkunstwerks ist der Dachgarten, welcher die gesamte Dachfläche zu einer grünen Oase hoch über der Altstadt macht. Aufgrund seiner Besonderheit und Beispielhaftigkeit für die Baukunst der Postmoderne ist die Eintragung des Bauwerks als Kulturdenkmal durch das Landesamt für Denkmalpflege in Vorbereitung.
Kennzeichnend für die postmoderne Architektur ist die innige Verbindung von Architektur und Gartenkunst. Gerne werden dabei Zitate früherer Stilepochen verwendet und spielerisch neu interpretiert. So bilden die Pflanztröge auf der Dachterasse ein stilisiertes Labyrinth und verweisen damit auf ein archetypisches Gestaltungselement der Gartenkunst. Dieses streng architektonisch gestaltete Labyrinth auf dem Dachgarten findet übrigens sein Pendant im Heckenlabyrinth im Gatschinapark. Steinerne Balustraden und ein angedeuteter Glockenturm sind weitere Elemente, die den bühnenbildartigen und traumhaften Charakter des Gartens ausmachen.
Aufgrund technischer Probleme musste der Garten für mehrere Jahre geschlossen werden, wodurch die ursprüngliche Vegetation verloren ging. Nachdem die erforderlichen Sicherungsmaßnahmen durchgeführt wurden, konnte der Garten im Frühjahr 2023 wieder für das Publikum geöffnet werden. Die fortgeschrittene Saison erlaubte zunächst nur eine provisorische Bepflanzung. Über den Winter 2024 erfolgte die komplette Instandsetzung durch das Stadtbauamt Ettlingen.
Begrünungskonzept Innenstadt
Diese Instandsetzung bedeutet gleichzeitig einen Meilenstein in der Umsetzung des Begrünungskonzept Innenstadt, welches der Gemeinderat der Stadt Ettlingen 2019 beschlossen hat. Der Wunsch nach „Mehr Grün“ in der historischen Altstadt war Auslöser für dessen Erarbeitung durch das Stadtbauamt Ettlingen. Ziel dieses Konzeptes ist, die vorhandenen, zum Teil in die Jahre gekommenen innerstädtischen Grünflächen, die Ettlingen unverwechselbar machen, Schritt für Schritt systematisch zu erneuern und wieder zur Geltung zu bringen.
Aufenthaltsbereiche
Mit der Neugestaltung gehen behutsame Ergänzungen einher, die die Nutzung als Aufenthaltsbereich und gelegentlich als Veranstaltungsort ermöglichen, ohne in die Grundsubstanz der Anlage einzugreifen: Einzelne Pflanztröge haben Sitzauflagen aus Holz erhalten, maßgeschneidert von den Mitarbeitenden des städtischen Baubetriebshofs. Im Zentrum ermöglicht eine kleine Bühne kleine, aber feine Auftritte. An den Zugangstreppen wurden bereits im Vorjahr Tore angebracht, um mit Rücksicht auf die Anwohnerschaft und zum Schutz vor Vandalismus die Nutzungszeiten zu steuern.
Mediterrane Pflanzen - Insektenfreundliche Bepflanzung
Die Bepflanzung folgt nicht streng dem historischen Vorbild, sondern wird, inspiriert von der mediterranen Atmosphäre, neu interpretiert. In der Hitze des Dachgartens gedeihen Pflanzen, die ursprünglich z.B. in der Macchia zuhause sind. Der streng architektonischen Grundform wird mit der Stauden-Mischpflanzung eine wilde Struktur gegenübergestellt. Immergrüne Hartlaubgewächse bilden einen grünen Rahmen. Gräser, Kräuter und Hartlaubgewächse wiederstehen durch ihre Anpassungsmechanismen Hitze und Trockenheit, verströmen Ihren Duft und bilden gleichzeitig eine Nahrungsquelle für Insekten.
Für die Erneuerung wurde die Erde in den Trögen komplett ausgetauscht, die erforderlichen 15 Kubikmeter Spezialsubstrat wurden mit Aufzügen auf das Dach bewegt. 500 Gräser, Kräuter und Hartlaubgewächse wie Lavendel, Katzenminze und Currykraut, Spornblume, Prachtkerze, Eisenkraut, Rosmarin, Salbei und Thymian und Kirschlorbeer wurden neu gepflanzt. Zitruspflanzen (Kumquat) unterstützen den mediterranen Aspekt.