Stadtwerke bringen Mieter und Eigentümer zusammen

Eine Photovoltaikanlage auf einer Industrieanlage.

Ein Pilotprojekt: Dank der Stadtwerke Ettlingen. Sie hat die Mieter und Vermieter zusammengebracht und so dafür gesorgt, dass es nun eine Photovoltaikanlage auf dem Dach von MFB GmbH gibt.

Ein wunderbares Modellprojekt“, nannte Oberbürgermeister Johannes Arnold die Anlage, die angesichts vieler ungenutzter, aber gut geeigneter Dächer im Industriegebiet Ettlingen-West „hoffentlich viele Nachahmer finden möge“. Auch Grundstückseigentümer Alexander Schreiber, AFS Vermögensverwaltung GmbH, sieht das Projekt als Chance und Vorbild, er hob die Stadtwerke Ettlingen als „mittelstandsorientiert“ hervor. Das Gewerbegebiet berge enormes Potential für PV-Anlagen.  

Die Tücke liegt bei gewerblichen Immobilien oft in den Besitzverhältnissen. Denn wenn Eigentümer und Nutzer nicht identisch sind, darf der Eigentümer den auf seinem Dach erzeugten Strom nicht dem Mieter zur Verfügung stellen, er würde dann zum Stromhändler. Der Nutzer hingegen scheut als Mieter die Investition ins ‚fremde Dach‘. Die Stadtwerke haben nun einen Weg gefunden, und die Anlage in der MFB-GmbH in der Einsteinstraße könnte der Anfang einer wunderbaren Entwicklung sein.  
OB Arnold, Stadtwerke-Geschäftsführer Steffen Neumeister, Eigentümer Alexander Schreiber und Karl-Heinz Heigl, Geschäftsführer des mittelständischen Werkzeugbauers MFB GmbH, gaben am Freitag vergangener Woche den offiziellen Startschuss für das PV-Projekt, obwohl die Anlage bereits die Nagelprobe überstanden hat und seit Februar läuft. Eigentümerin der PV-Anlage sind die Stadtwerke, die durch das Konstrukt nicht nur den langfristigen Betrieb der Anlage garantieren, sondern auch den Solarstrom direkt an die MFB GmbH vermarkten können.
Die Planungen für das Pilotprojekt begannen bereits im September 2022, im Januar 2023 wurden die Verträge unterzeichnet. Mit einer Nennleistung von rund 100 Kilowatt Peak werden jährlich etwa 95.000 Kilowattstunden Solarstrom emissionsfrei erzeugt, knapp 60 Tonnen CO2 können so vermieden werden. Die SWE investierten rund 120.000 Euro in die PV-Anlage.
Den ersten Schritt zum Projekt machte MFB-Geschäftsführer Karl-Heinz Heigl, der bei einer Veranstaltung der städtischen Wirtschaftsförderung Kontakt zu den SWE aufnahm. „Die Aufgabe der Wirtschaftsförderung ist es nun, Multiplikator für das Konzept zu sein“, so OB Arnold mit Blick auf Wirtschaftsförderin Inga Giertz.
 

Die MFB GmbH jedenfalls kann rund 80 Prozent des erzeugten Solarstroms direkt vor Ort nutzen, um Kunststoffformen für Hohlkörper sowie Umformwerkzeuge für den Automotive-Bereich wie z.B. Mittelkonsolen aus Carbon und Holz zu produzieren. „Da unsere Maschinen von 7 bis 19 Uhr laufen, teils auch am Wochenende, ist die Konstellation für uns ideal“, sagte Karl-Heinz Heigl.
 

Steffen Neumeister unterstrich die Bedeutung solcher Vorhaben für die Zukunft. „PV-Anlagen bieten nicht nur ökologische Vorteile, sondern machen Unternehmen auch unabhängiger von Strompreisentwicklungen und helfen, Energiekosten besser zu kalkulieren. Mit unserer Expertise und Erfahrung können wir gezielt maßgeschneiderte Lösungen für Gewerbeimmobilien entwickeln und so die Energiewende in der Region vorantreiben. Unternehmen können uns jederzeit ansprechen.“
Er dankte der Abteilung Erneuerbare Energie innerhalb der SWE in Person von Abteilungsleiter Dr. Stefan Blüm und dessen Mitarbeiter Paul Altenhöfer, die ‚viel Energie investierten‘, um das Projekt auf die Beine zu stellen.