Forschungsstand

Als Ergebnis einer ersten Recherchephase zu bestehenden Verarbeitungstechniken von Buchenholz sowie der Analyse bestehender Beispiele (fast ausschließlich im Ausland) haben sich zum einen die mangelnde Erfahrung mit Buchenvollholz als Konstruktionsholz, als auch ein erschwerter und langwieriger Trocknungsprozess größerer Querschnitte als Kernproblematiken herausgestellt. So wurde im Schweizer Büttenhardt zum Beispiel ein Ferienheim von bernath+widmer mit ganzen Balken aus Laubholz realisiert. Die Motivation galt in erster Linie der Nutzung des waldeigenen Holzes des Auftraggebers. Zur Realisierung wurde eine neue Bohr- als auch Trocknungstechnik in kleiner Stückzahl mit hohem Aufwand erprobt. Diese Techniken konnten qualitativ überzeugen, sind aber für größere Betriebe wirtschaftlich nicht abbildbar. Bestehende Produktionsketten müssten angepasst werden, damit die wirtschaftliche Umsetzung für lokale Sägewerke und eine mögliche Skalierbarkeit infrage kommt.

Nach engem Austausch mit lokalen Holzverarbeitungsbetrieben (wie dem Laubholzsägewerk Wöhr) wurde in einem abschließenden Workshop diskutiert mit welchen Querschnitten mögliche Bauteile hergestellt werden können. Hierbei war zum einen wichtig, dass Baustoffe verwendet werden, die von den Sägewerken wirtschaftlich produziert werden können, ohne signifikant in den Produktionsablauf eingreifen zu müssen. Zum anderen waren die baukonstruktiven Parameter einer tragenden mehrgeschossigen Konstruktion fundamental für die minimale Dimensionierung der einzelnen Querschnitte. Infolge dessen wurde bei der weiteren Planung von der Nutzung größerer Balken abgesehen und der Fokus auf eine Rahmenbauweise gelegt. Die Decken können durch Anreihung der produzierbaren Querschnitte als Vollholzelemente ausgebildet werden, sind in Ihrer Spannweite allerdings beschränkt. Anhand der definierten Querschnitte und Längen wurden mögliche Wand- und Deckenaufbauten entwickelt und in die Planung übernommen.


Und nach der Forschung?

Die Umsetzung der Forschung in die Realität wird letzten Endes von zahlreichen Baurichtlinien und Normen bedingt. Die hohen Brandschutzanforderungen der Gebäudeklasse 4 beschränken so beispielsweise die Materialwahl, der sowohl Innen- als auch Außenverkleidung und diese wird den ambitionierten Zielen der Forschung nicht gerecht. Differenziertere Anforderungen der Muster-Holzbaurichtlinie für die Gebäudeklasse 4 oder aber das Einführen eines Gebäudetyps „E“ (Experimentell) könnten Abhilfe leisten, damit Projekte wie dieses, mit noch deutlich größerem ökologischen Einfluss geplant und realisiert werden können und als Leuchtturmprojekte einen sinnvollen Beitrag zur Bauwende leisten.

Da aktuell eine rechtliche Entspannung nicht absehbar ist, sollen parallel zu dem normgerechten Musterprojekt noch weitere ökologisch optimierte Bauteilaufbauten entwickelt werden. Dadurch kann im direkten Vergleich aufgezeigt werde wie groß die Potenziale innovativer Lösungen sind und warum es sich lohnen würde alte Normen und Richtlinien an neuere Bautechniken und Konstruktion anzupassen.

Eine weitere zentrale Problematik besteht in der Vergabe an lokale Betriebe, um die regionale Wertschöpfungskette zu stärken. Durch Vorgaben europaweiter Ausschreibeverfahren öffentlicher Bauten können diese Parameter nur schwer eingehalten werden und ein positiver ökologischer Effekt durch Minimierung von Transportwegen bleibt aus. Hier gilt es innerhalb des rechtlichen Rahmens mögliche Lösungen für lokale Vergaben zu finden, ohne dabei eine Wettbewerbsverzerrung zu begünstigen. Ein Ansatz hierbei könnte die bauseitige Bereitstellung von Rohmaterialien (in diesem Fall Buchenholz aus dem Ettlinger Forst) sein. Es bleibt zu prüfen, ob eine derartige Präzisierung in der Materialwahl rechtskonform ist und eine Lösung zum dargestellten Problem bietet.

Zu hoffen bleibt, dass durch die angestrebte Musterplanung sowie durch die Öffentlichkeitsarbeit, die geplanten Workshops und durch den Aufbau von regionalen Netzwerken eine Übertragbarkeit und möglicherweise auch eine Skalierbarkeit dieses Vorhabens zu erwarten ist. Eine tatsächliche Realisierung des Projektes nach Abschluss der Forschung könnte dem Vorhaben Sichtbarkeit verleihen und mittels umfassender Dokumentation das Konzept auf andere Kommunen und Gemeinden übertragbar machen.