Mögliche Schließung der Notdienstpraxis Ettlingen?

OB Brief an Kassenärztliche Vereinigung/Bundes-/Landtagsabgeordnete

Ein Arzt mit Stetoskop um den Hals und einer Krankenakte, in die er etwas einträgt.

Bereits im Juli hatte Oberbürgermeister Johannes Arnold an den Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (kurz KVBW) geschrieben aus Anlass der geplanten Umorganisation im ärztlichen Bereitschaftsdienst.

Die Ettlinger Notfallpraxis am Stadtbahnhof ist vereinsgeführt und sichert nicht nur die medizinische Versorgung der Bevölkerung in Ettlingen, sondern auch der umliegenden Gemeinden. Die Praxis trägt sich wirtschaftlich, deshalb bat Arnold in seinem Juli-Schreiben, nichts an den Strukturen dieser Praxis zu verändern.

Die Verärgerung im Rathaus war groß, als Arnold aus der Zeitung erfahren musste, dass die Praxis vor dem möglichen Aus steht und er bislang noch kein Antwort-Schreiben des Vorstands der KVBW auf seinen Brief im Juli erhalten hatte. Die KVBW will nur noch an Standorten festhalten, die über eine Notaufnahme verfügen, damit nur in Krankenhäusern.

Richtig gewesen wäre, mit den Akteure vor Ort nach Lösungen zu suchen. Deshalb hat nun Arnold erneut an die KV Anfang dieser Woche geschrieben und die Frage gestellt, „wie der Vorstand den über 100 000 Menschen und der Ärzteschaft im südlichen Landkreis erklären will, dass das erfolgreiche Modell der Notfallpraxis per Dekret beendet wird und die Menschen weitere Wege in überfüllte Kliniken mit längeren Wartezeiten und zusätzlichen Belastungen des Klinikpersonals haben. Das Aus wäre eine Gefährdung der lokalen Gesundheitsvorsorge“.

Der OB fordert deshalb die KVBW auf, mit den örtlichen Akteuren der Ärzteschaft, des Landkreises Karlsruhe und der Stadt Ettlingen in den Dialog zu treten und gemeinsam nach besseren Lösungen zu suchen als die landesweite Standardisierung der Notfallversorgung, besonders wenn es funktionierende und leistungsfähige Modelle gibt. 

Neben Unfallpatienten kommen viele Menschen in die Praxis mit kleineren Beschwerden, wie Allergien oder Verletzungen. Rund 12 000 Patienten kommen in die Praxis, die sich auch als wichtiger Lotse versteht. Nachdem im Mai die Bereitschaftspraxis in Waghäusel-Kirrlach geschlossen worden ist, hat der Kreistrag im Mai einstimmig gefordert, die vertragsärztliche Versorgung im Landkreis flächendeckend sicherzustellen.  

Deshalb schreibt Arnold am Ende seiner Mail an die KVBW, „haben Sie den Mut, nicht mit dem Bulldozer der Gleichmacherei unser funktionierendes System platt zu machen, sondern suchen Sie nach eben diesen innovativen Versorgungsmodellen und Vertragskonstruktionen, wie dies hier vor Ort mit der Fortführung des Ettlinger Modells möglich sein könnte“.