Das Zwangsarbeitermahnmal von Ettlingen
Inschrift auf dem Mahnmal
"Unrecht niemals vergessen!
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden in Ettlingen über 3 000 Menschen aus 13 Nationen, darunter 800 Frauen, zur Arbeit gezwungen. Kriegsgefangene und Personen aus dem Ausland wurden somit zu Zwangsarbeitenden für die deutsche Kriegsproduktion. Die meisten kamen aus Frankreich und aus der Sowjetunion. Sie arbeiteten in der Land- und Forstwirtschaft, in Handel- und Handwerk, in der Stadtverwaltung und in privaten Haushalten. In Ettlingen profitierten 250 Unternehmen vom Einsatz der sogenannten "Fremdarbeitenden".
Damit nie wieder geschieht, was damals geschah."
Das Mahnmal
Bereits in der Vergangenheit wurde dem Schicksal der Zwangsarbeiter in Ettlingen ein Denkmal gesetzt. Auf dem Friedhof der Kernstadt hinter der Aussegnungshalle wurden Namenstafeln und Sandsteinkreuze angebracht.
Noch während seiner Amtszeit als Bürgermeister gab Thomas Fedrow auf Initiative des Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis den Anstoß für die Erweiterung der Gedenkstätte. In Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe bestehend aus Dieter Behringer, Monika Engelhardt-Behringer (beide Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis), Axel Hildinger, Johannes Jakubeit (beide Stadtgeschichtliche Kommission), Gerhard Laier (Deutsch-Russische-Gesellschaft) und Wolfgang Weber (Deutscher Gewerkschaftsbund) sowie dem Stadtarchiv und dem Stadtbauamt Ettlingen wurde das Mahnmal konzipiert und realisiert.
Den Entwurf für das Mahnmal lieferte der Architekt Johannes Jakubeit und die Umsetzung erfolgte durch die Karlsruher Künstlerin Hannelore Langhans. Das Zwangsarbeitermahnmal wurde offiziell am 8. September 2019 eingeweiht.
Das Mahnmal zeigt eine Welthalbkugel, auf der das brennende Europa in Rot dargestellt wird. Ein großer schwarzer Marker zeigt die Position von Ettlingen an. Schwarze Linien verbinden insgesamt 13 Länder mit der Stadt und stellen eine Verbindung zwischen Ettlingen und den Ursprungsländern der Zwangsarbeiter her. Auf der weißen Fläche der Halbkugel ist die obenstehende Inschrift zu lesen.
Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg
Im Zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland und den besetzten Ländern in unzähligen Betrieben, auf Baustellen und Bauernhöfen Zwangsarbeiter als Arbeitskräfte ausgenutzt. Sie sollten die zur Wehrmacht eingezogenen deutschen Arbeiter ersetzen und so die Aufrechterhaltung der Kriegsproduktion und Versorgung der zurückgebliebenen Bevölkerung ermöglichen. Insgesamt wurden über 20 Millionen Männer, Frauen und selbst Kinder aus ganz Europa als "Fremdarbeiter" und Kriegsgefangene zur Arbeit gezwungen. Die meisten dieser Menschen waren zuvor gewaltsam aus ihrer Heimat verschleppt worden.
Nach 1945 sollte es Jahrzehnte dauern, bis das europaweite Unrecht als solches anerkannt wurde und die deutsche Gesellschaft sich zu ihrer Verantwortung bekannte.
Die Zwangsarbeit hatte nicht nur eine wirtschaftliche Funktion, sondern war als Instrument von Ausgrenzung und Verfolgung von Beginn an Teil der rassistischen NS-Gesellschaftsordnung. Sie diente der Demütigung und mit zunehmender Radikalisierung der physischen Vernichtung ihrer Opfer. Betroffen waren insbesondere Personengruppen, die in der NS-Rassenideologie als "Untermenschen" galten: Juden, Sinti und Roma, Kriegsgefangene und "Ostarbeiter". Sie mussten unter schlimmsten Bedingungen die aufgezwungene Arbeit ableiten, genossen keine Arbeitsschutz-Maßnahmen, wurden häufig misshandelt und für geringste Vergehen bestraft.
Mit Beginn des Krieges wurde die Zwangsarbeit zunehmend zu einem festen Bestandteil der deutschen Kriegsführung und fügte sich in die totale Ausbeutung der besetzten Länder ein. Im Spätsommer 1944 waren etwa ein Viertel der Arbeitskräfte in der deutschen Wirtschaft Zwangsarbeiter.
Die Behandlung beziehungsweise der Umgang mit Fremdarbeitern sollte durch Gesetze, Erlasse und Verwaltungsrichtlinien geregelt werden, die jedoch alle den Arbeitern grundlegende Menschenrechte entzogen. Dabei befand sich die deutsche Bevölkerung in der Behandlung der "Fremdarbeiter" in einem krassen Widerspruch: Einerseits sollten die Arbeiter geschont werden, da die Zahl der Arbeitskräfte zum Ende des Krieges hin immer weiter abnahm, andererseits wurde das Wohlbefinden der Arbeiter in Hinsicht auf den potentiellen Sieg Deutschlands über die anderen Nationen nicht für wichtig erachtet oder vollkommen ignoriert.
Fallbeispiele zeigen: Ob Zwangsarbeiter erniedrigt und misshandelt wurden oder ob sie einem Rest von Menschlichkeit begegneten, hing auch vom Verhalten des individuellen Deutschen ab, der Zwangsarbeiter in seinem Betrieb beschäftigte.
In Ettlingen sind zwischen den Jahren 1939 und 1945 über 3 000 Fremdarbeiter nachweisbar. Die betroffenen Personen stammen zu einem großen Teil aus Frankreich und der Sowjetunion, aber auch Zwangsarbeiter aus der Türkei und Holland konnten nachgewiesen werden.
Die "Fremdarbeiter" arbeiteten in Ettlingen nicht nur in kriegswichtigen Industriebetrieben, sondern wurden vor allem in der Land- und Forstwirtschaft, im Handel und im Handwerk sowie in der Stadtverwaltung eingesetzt.