19. Internationaler Klavierwettbewerb ging klangvoll zu Ende: Funkelndes Preisträgerkonzert mit hochkarätigen Interpretationen

Tosender Applaus erfüllte am vergangenen Sonntag immer wieder die Ettlinger Stadthalle: das Konzert der Preisträgerinnen und Preisträger des 19. Internationalen Klavierwettbewerbs war Schlusspunkt und Höhepunkt zugleich eines musikalischen Ereignisses, das sich wiederum durch ein „sehr hohes Niveau“ auszeichnete, wie Juryvorstand Wolfgang Manz betonte. Dennoch: die Jury sei sich stets rasch einig gewesen, zumal die Sichtungen im Vorfeld der Wertungsspiele bereits die Richtung weisen, Überraschungen seien ebenso selten wie Krisen, die jungen Klavierkünstlerinnen und Künstler „sind alle sehr professionell!“
 
Bei aller Professionalität schlug der  Zauber der Musik, gepaart mit dem Zauber der Jugend der Teilnehmerinnen und Teilnehmer  die Zuhörerschaft in der nahezu ausverkauften  Stadthalle Ettlingens vom ersten Ton an in ihren Bann: gerade noch Kind, mit den Sitznachbarn etwas herumalbernd, verwandelten sich die Jungen und (wenigen) Mädchen an diesem musikalisch funkelnden Vormittag in Virtuosen, kaum dass der Klavierhocker richtig eingestellt war.
 
„Genießen Sie dieses inspirierende, emotionale und virtuose Konzert“,  merkte Oberbürgermeister Johannes Arnold in seinem Grußwort an; er hieß im Interim zwischen den musikalischen Beiträgen der jüngeren und älteren Wettbewerbsteilnehmer die Gäste in der Stadthalle willkommen, begrüßte neben dem ‚Spiritus rector‘ des musikalischen Events, Ex-OB Dr. Erwin Vetter, vor allem auch die Förderer des Musikwettbewerbs. Auch wenn die Stadt die Hauptlast trage, ohne die „großartigen Sponsoren, das Porsche-Zentrum Karlsruhe und die Sparkasse Karlsruhe wäre der Wettbewerb nicht machbar.“ Umso schöner sei es, dass beide bereits ihre Unterstützung für 2026 zugesagt hätten, das erleichtere die Planungen ungemein, so der OB mit Blick auf den Geschäftsführer der Porsche-Niederlassung Dimitrios Th. Varvitsiotis, und Sparkassenvorstand Marc Sesemann. Der nächste Wettbewerb wird übrigens vom 2. Bis 9. August 2026 stattfinden.

Über 440 Bewerber aus 43 Nationen hatten ihr Interesse an einem Vorspiel in Ettlingen bekundet, nach der Vorauswahl wurden 88 von ihnen eingeladen. „Ettlingen ist ein ausgezeichnetes Sprungbrett“, betonte der OB; beispielhaft nannte er die ‚Tasten-Stars‘ Lang Lang, Boris Giltburg oder Sunwook Kim; andere, wie Ivan Krpan, Oleksi Kanke oder Robert Bily haben längst als Solisten an namhaften Häusern debütiert. Die Stadt selbst profitiere gleichfalls davon, dass  Ettlingen seit 1988 alle zwei Jahre zum Zentrum herausragender Klaviermusik werde; die Wertungsspiele im Asamsaal des Schlosses erfreuen sich großer Beliebtheit und „wir sind stolz darauf, einen Beitrag zur Förderung junger Talente leisten zu können.“ Musik sei eine universelle Sprache, die verbinde, so der OB weiter; der Wettbewerb schaffe einen interkulturellen Austausch und mache die Stadt vielfältiger und bunter. Freundschaften entstünden unter den jungen Leuten über Grenzen hinweg, allein dies sei hoch einzuschätzen in einer Zeit der Kriege und Konflikte.

Auch die Jury sei ein wunderbares Beispiel dafür, wie Musik die Menschen zusammenbringe: ein großer Dank gebühre daher den neun Jurorinnen und Juroren unter der Leitung von Wolfgang Manz: Dang Thai Son, Anna Malikowa, Zhe Tang, Eliane Reyes (selbst Preisträgerin des Ettlinger Wettbewerbs von 1996), Kristin Merscher, Barbara Szczepanska, Christopher Elton und Robert Benz. Zudem dankte der OB dem Organisator des Wettbewerbs, Frank Reich, für sein unermüdliches Engagement, sowie dem Kultur- und Sportamt in Person von Christoph Bader und der Musikschule mit ihrem Leiter Stefan Moehrke. Ein großes Lob ging an die Gastfamilien, die die jungen Musiker herzlich in Empfang nahmen und dafür sorgten, dass sie sich wohl fühlten.

Zudem hob der OB den Beitrag der Ehrenamtlichen hervor, die den Wettbewerb maßgeblich mitgestalten; sie sind dafür da, dass sich die Wettbewerbsteilnehmer in der Stadt zurechtfinden. Ohne Flügel kein Wettbewerb: das Pianohaus Labianca garantiert den einwandfreien Klang, auch dafür dankte der OB.
„Nun danke ich den Künstlerinnen und Künstlern, die allesamt hervorragende Leistungen vollbracht haben“, wandte er sich schließlich an die jungen Leute; „wir freuen uns darauf, noch viel von euch zu hören“. Die Wahrscheinlichkeit, dass an diesem Vormittag ein oder mehrere neue Sterne am Klavierhimmel aufgegangen seien, sei groß. Zusammen mit den beiden Vertretern der Sponsoren überreichte OB Arnold die Urkunden an die Preisträger. 

Den 1. Preis in der Kategorie A bis 15 Jahre erhielt Tianyao Lyu aus China; sie unterstrich ihren Sieg mit den Interpretationen über „La ci darem la mano“ aus Mozarts Don Giovanni. Verbittert, wehmütig, übermütig: der zweitplatzierte Muqi Zhang aus China interpretierte Aaron Coplands „Three Moods“ mehr als überzeugend und erntete dafür frenetischen Beifall. Auch Platz drei ging nach China, Yangting Wang erfreute die Zuhörerschaft mit dem Allegro assai aus Ludwig van Beethovens Sonate C-Dur op.2 Nr. 3. Platz 4 errang Dillon Sze-Piu Chan aus Australien, er brachte Robert Schumanns Abegg-Variationen op.1 zu Gehör; auf den 5. Platz setze die Jury Jueon Lee aus der Republik Korea; er spielte sich mit Franz Liszts Etüde f-Moll „La leggieriezza“ in die Herzen des Publikums.
Die Förderpreise für die Jüngeren gingen an Eunha Haley Basu aus den USA, Seung-Ho Chung aus der Republik Korea sowie an Kongyan Xin und Shunran Xu, beide China.
Besondere Anerkennung für junge Talente erfuhren Dillon Sze-Piu Chan, Shunran Xu  und Muqi Zhang.

In der Kategorie B, Teilnehmende bis 22 Jahre, erhielt Jeongwoo Lee aus der Republik Korea den 1. Preis. Seine Interpretation von Maurice Ravels „Scarbo“ begeisterte das Publikum. Den zweiten Preis sowie den EMCY-Preis und den Haydn-Preis erhielt Filip Trifu aus Österreich; er unterstrich die Platzierungen durch Franz Liszts Etüde Nr. 10 f-Moll und Joseph Haydns Allegretto innocente aus der Sonate G-Dur Hob. XVI/40.   
Mit „Klänge der Nacht“ und „Hetzjagd“ aus „Im Freien“ von Béla Bartók  verwob Takuma Onodera aus Japan, der den 3. Preis errang, unheimliche Laute eines nächtlichen Waldes mit der treibenden Aktion einer Verfolgungsjagd, während der auf Platz 4 gesetzte Hanlang Zhang, China, die Zuschauer die „Teufelsleiter“ von György Ligeti hinauf und hinunter jagte (L‘escalier du diable, Etudes pour Piano II). Platz 5 belegte Haochen Wu aus Großbritannien, er spielte das Etude-Tableau c-Moll op. 39 Nr. 1 von Sergei Rachmaninow.
Infos: www.pianocompetition.org