Schlossfestspiele zogen äußerst positives Resümee: Spielzeit „All together“ brachte Rekordauslastung

Szenenfoto Evita (Jana Wilhalm, Foto Michael Bode)

„Wir können Gutes berichten“, sagte Oberbürgermeister Johannes Arnold eingangs des Pressegesprächs anlässlich des Spielzeitendes von „All together“, so das Motto der Schlossfestspiele 2024. Nach über 70 Vorstellungen in einer um zweieinhalb Wochen kürzeren Spielzeit waren wieder über 50.000 Besucherinnen und Besucher in den Schlosshof respektive das Schloss gekommen, um mit „Evita“ zu leben und zu sterben, bei Killerqueen lauthals mitzusingen, bei „Sein oder Nichtsein“ über die Nazis zu lachen, sich bei „Irma Vep“ nächtens zu ‚lachgruseln‘ oder mit „Aladin“ Märchenhaftes zu erleben.
Intendantin Solvejg Bauer konkretisierte: „Noch nie hatten wir eine so hohe Auslastung, bei Evita betrug sie 98 Prozent“, rund 16.700 Personen sahen die 22 Aufführungen des Musicals von Tim Rice und Andrew Lloyd Webber, „immer mit ‚standing ovations‘“. Ähnlich  war der Ticketverkauf bei der Wiederaufnahme von Killerqueen. „Schon der Vorverkauf war sehr gut, das beweist das hohe Vertrauen unseres Publikums in die Schlossfestspiele“, betonte Bauer.
Rund 15.600 große und kleine Zuschauer sahen sich das Familienstück „Aladin“ an, elf Schul- und elf Wochenendvorstellungen wurden gespielt, dazu gab es zwei Gastspiele bei den Burgfestspielen Dreieichenhain, die Auslastung hier bei nahezu 90 Prozent. „Logistisch waren die Gastspiele herausfordernd“, merkte die Intendantin an, doch die Kooperation habe sich bewährt und werde auch weitergeführt.

„Das Schauspiel hats immer etwas schwerer“, räumte sie ein: Sein oder Nichtsein, die Komödie nach dem Ernst-Lubitsch-Film aus dem Jahre 1941 in sieben Vorstellungen und in Kooperation mit der Karlsruher Klezmer- und Swingband „Black Sea Shipping Company“ sahen 3.000 Zuschauer, Auslastung knapp 59 Prozent. Auch diese Produktion machte einen Abstecher nach Dreieichenhain.
„Wichtig ist, die Zuschauer direkt erreicht zu haben, das haben mir die vielen euphorischen Rückmeldungen gezeigt“, merkte Solvejg Bauer an. „Wir haben die Menschen in einer Zeit erreicht, in der es besonders notwendig ist, wach zu sein, Gestaltungswillen zu zeigen; wir konnten mit einer ‚politischen‘ Spielzeit den Schleier der Lethargie lüften“, sagte sie und spielte damit sowohl auf den Plot von Evita an über eine Frau, die ein Machtgefüge zu ihren Gunsten unbedingt erhalten will, sich aber die Kräfte nicht einteilt, als auch auf die Theatertruppe bei Sein oder Nichtsein, die dem totalitären Regime damit begegnet, dass sie ihm ins Gesicht lacht.
Der im wahrsten Wortsinn ‚schräge‘ Nachtgrusel (sämtliche Möbel auf der Bühne sind tatsächlich schräg) „Das Geheimnis der Irma Vep“ mit sechs Vorstellungen zu später Stunde im Rittersaal erwies sich als Dauerbrenner und war nahezu ausverkauft. „Der Nachtgrusel wird weitergehen“, versprach die Intendantin.
 
Zwei Galaaufführungen beschlossen die Spielzeit, die trotz der des Budgets wegen gestrichenen Opernproduktion doch noch Opernflair in den Schlosshof brachten: die festliche Operngala mit dem Bürgerchor und den Sangestalenten der vergangenen fünf Jahre. Die Talentschmiede der Festspiele fördert zusammen mit den Freunden der Schlossfestspiele, die seit 2019 jährlich einen Förderpreis für junge Opernsängerinnen und -sänger stiften, den Nachwuchs auf dem Gebiet Oper. Bei den Galavorstellungen traten diese jungen Talente auf, die zum Teil, angestoßen durch die Schlossfestspiele, schon große Karrieren begonnen haben. „Wir feiern die Nachwuchsförderung“, auch wenn der Preis dieses Jahr mangels Opernproduktion nicht vergeben wurde. Beteiligt sind auch Bürgerchor und Kammerorchester, bei den Vorbereitungen war auch FSJlerin Josephine Eifert maßgeblich beteiligt.

Das Motto „All together“ sei voll und ganz erfüllt worden: durch das Miteinander der Mitwirkenden im Bürgerchor, im Kinderchor, der jungen Talente, von 15 Nationalitäten im Familienstück, durch Gastspiele, von denen leider eines ausfiel. Doch „keine Vorstellungen wurde abgebrochen“, das Dach nebst Vorhängen gegen zu viel Sonne habe sich bewährt, so Bauer mit Blick zum technischen Leiter Christian Held, der die Bedachung ausgewählt hatte.
Bewährt habe sich auch die Kooperation mit anderen Theatern, hier haben die Festspiele mittlerweile ein super Netzwerk, man hilft sich gegenseitig, ‚leiht‘ sich Kostüme, Perücken, ja sogar Dirigenten aus. „Wir freuen uns über diese gute Unterstützung!“ Weiter gehen soll auch die Zusammenarbeit mit der Pop-Akademie, „dadurch bekommen wir Künstler aus ganz anderen Kunstgenres“, so Bauer.
Was die nüchternen Zahlen angeht, so belaufe sich das Gesamtvolumen der Festspiele auf 2,2 Mio. Euro. 1,4 Mio. Euro betrage der Zuschuss der Stadt, informierte OB Arnold. Die Differenz bestreite sich aus Eintrittsgeldern und Sponsorenbeiträgen. Im September werde dann dem Gemeinderat die Schlussrechnung vorgelegt, „bei einer kürzeren Spielzeit und einem Rekordpublikum gehe ich davon aus, dass das Budget eingehalten wird, das ist Pflicht“, machte er deutlich.
Nicht nur dem Sparwillen geschuldet ist der Umgang mit dem Bereich Kostüme. „Der Fundus ist phantastisch, wir haben aber auch während der Corona Zeit viel gesichtet, sortiert, aufgearbeitet“, so die Intendantin. Zudem konnten die Festspiele auf Spenden zurückgreifen sowie auf Leihgaben. Jeweils ab März beginnt die Arbeit der Gewandmeisterin, der drei Schneiderinnen und der Kostümbildnerin, damit dann rechtzeitig alles zur Verfügung steht.
 
Was den nächsten Spielplan angeht, so war beim Pressegespräch wie immer darüber noch rein gar nichts zu erfahren, man darf also gespannt sein, was das Team um Intendantin Solvejg Bauer, ihre rechte Hand Uta Buchheister und Christian Held für die nächste Spielzeit präsentieren wird.
„Nun gilt mein Dank dem gesamten Ensemble für diese erfolgreiche Saison, gehen Sie in die verdiente Pause und starten Sie mit Rückenwind in die Spielzeit 2025“, beendete OB Arnold das Resümee 2024.