Stadtbau-Bilanz 2022 und Zukunftsziele: Bezahlbarer Wohnraum und energetische Transformation des Bestands

Blick vom Volkshochschulgebäude über die Pforzheimer Straße auf die Baustelle.

Die Stadtbau GmbH möchte auch in den kommenden Jahren ihre Hauptziele weiter verfolgen, auch wenn die Zeiten immer schwieriger werden, wie die Baubranche allgemein beklagt. Insbesondere die Baugenossenschaften ziehen sich mehr und mehr aus der Neubausparte zurück und kümmern sich fast ausschließlich um die Pflege des Bestands.
Beim Bilanzgespräch am Mittwoch vergangener Woche machten Stadtbau-Geschäftsführer Steffen Neumeister und Aufsichtsratsvorsitzender Bürgermeister Dr. Moritz Heidecker eines deutlich: „Wir agieren entgegen dem Branchentrend, denn wir haben die soziale Verpflichtung, die auch der Gemeinderat im Fokus hat: die Schaffung bezahlbaren Wohnraums.“ Weiteres Ziel ist die energetische Transformation des Wohnungsbestands überwiegend in Ettlingen-West vor dem Hintergrund der Vorgabe, Klimaneutralität zu erreichen. „Hier sind wir auf Förderprogramme angewiesen“, betonte Bürgermeister Dr. Heidecker. „Wir brauchen tiefgreifende Reformen, denn die Genehmigungsverfahren sind zu kompliziert und gehen an der Realität vorbei“, merkte Neumeister an. Positiv mache sich bei allen Herausforderungen das gute, vertrauliche Miteinander der Wohnbaugenossenschaften in Ettlingen bemerkbar, „wir setzen hier auf Synergien, beispielsweise im Bereich Wärmeversorgung“, so Dr. Heidecker.
 

2022 hat die Stadtbau Ettlingen GmbH, eine 100-prozentige Stadttochter, 1,44 Mio. Euro in die Modernisierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen ihrer Wohnungen investiert und damit eine vergleichbare Summe wie im Vorjahr (2021: 1,51 Mio.
Euro). Auch das zurückliegende Jahre wurde wieder durch das Großprojekt „Stadtquartier Alte Feuerwehr“ geprägt. Denn im August begannen die Rohbauarbeiten für das ideal gelegene, innenstadtnahe Quartier, das aus fünf Wohngebäuden mit insgesamt 44 Wohnungen unterschiedlichen Zuschnitts besteht, davon zehn sozial gebunden, einem Verwaltungsgebäude, in das nach Fertigstellung das Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft und das Stadtbauamt ziehen werden, sowie einer Tiefgarage. Im Verwaltungsgebäude wird es zudem eine Penthauswohnung geben. Der lange „Schenkel“ des L-förmigen Verwaltungsbaus erstreckt sich entlang der Ludwig-Albert-Straße, im Erdgeschoss des kürzeren Bauteils in der Pforzheimer ist eine Nutzung als Café geplant.
Zu dem Ensemble gehört außerdem das ehemalige Hotelgebäude „Sonne“. Es wurde inzwischen entkernt und erhält aktuell ein neues Treppenhaus, das in Form eines Treppenturms von hinten an das Gebäude angebaut wird; es erschließt auch die Tiefgarage. Verbunden werden der Verwaltungstrakt und die Sonne, deren künftig 24 moderne, aber einfach gehaltene Zimmer auch der Stadt als Boardinghaus dienen sollen, durch einen eingeschossigen Zwischentrakt. Die Sonne als Teilprojekt des Bauvorhabens wird erst nach Fertigstellung des übrigen Quartiers vollendet, in das die Stadtbau rund 25 Mio. Euro investiert. Die Kosten für die Umnutzung und Sanierung der Sonne wind auf 1,5 Mio. Euro gedeckelt.  

Abgesehen von diesem Großprojekt wurden Planungen für weitere Neubauvorhaben vorangetrieben, beispielsweise für den Neubau der künftigen Anschlussunterkunft für Asylbewerber sowie des Obdachlosendomizils in der Pforzheimer Straße und das Projekt Zellmarkstraße Schluttenbach. Die Investitionen in Neubauprojekte beliefen sich im vergangenen Geschäftsjahr auf rund 6,73 Mio. Euro. Aktuell verfügt die Stadtbau über 537 Wohnungen, zehn mehr als im Vorjahr, sowie unverändert 47 Gewerbeeinheiten und 420 Stellplätze. Flächenmäßig hat sich der Wohnraum von 33.321 Quadratmetern auf 33.908 Quadratmeter vergrößert. Die durchschnittliche Wohnungsmiete beläuft sich auf 8,38 Euro pro Quadratmeter, im Vorjahr waren es noch 7,73 Euro/m².
Das Bilanzvolumen hat sich gegenüber dem Vorjahr um fast zehn Mio. Euro auf rund 83,6 Mio. Euro erhöht, das Eigenkapital stieg von knapp 20 Mio. auf etwa 23 Mio. Euro. Zur Finanzierung der vielfältigen Aufgaben wurde Fremdkapital in Höhe von etwas über 9 Mio. Euro aufgenommen (Vorjahr rund 11 Mio. Euro). Leider zeichne sich bei den Finanzierungskosten ein negativer Trend ab, wie sich dieser auswirke, bleibe abzuwarten. Die Verbindlichkeiten stiegen von rund 53 Mio. auf fast 60 Mio. Euro, bedingt durch die Objektfinanzierungen im Neubaubereich. Der erwirtschaftete Jahresüberschuss von rund 72.000 Euro überstieg den Planansatz dank höherer Erlöse aus Betreuungstätigkeit, einen Grundstückstausch und die Auflösung von Rückstellungen. Die solide Eigenkapitalquote betrug nahezu unverändert rund 27 Prozent. 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Vollzeit und zwei in Teilzeit „schmeißen“ die Stadtbau, eine Projektleiterstelle im Bereich Technik (Techniker oder Ingenieur) muss noch besetzt werden, hier haben sich bislang keine geeigneten Bewerber gemeldet.
Im aktuellen Geschäftsjahr steht weiterhin das Neubauprojekt Feuerwehrareal im Mittelpunkt, zudem werden die Planungen für das nächste Neubauprojekt, Kaserne Nord Gewerbe und Wohnen sowie Kaserne Nord Aufstockung Kindergartengebäude voranschreiten, außerdem sind das Sanierungsprojekt Kirchenplatz 5-7, wo 13 Mietwohnungen im höherpreisigen Sektor entstehen werden, und Hirschgasse 4-6 (Rose)  in Arbeit, ebenso die Planungen für das Neubauprojekt der Asyl- und Obdachlosenunterkunft Pforzheimer Straße 112, wo die alten Schwedenhäuser abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.
Die dortige Neukonzeption sieht einen Baukörper mit Laubengängen und Innenhof vor, 96 Personen können dort wohnen, überwiegend Einzelne. Zudem sind einige Zweier-Unterkünfte vorgesehen sowie Räume für Familien. Gemeinschaftsräume wird es nicht mehr geben, dies hat sich nicht bewährt.    
 
Etwas in die Zukunft gerückt ist das Projekt Holder, anstelle des alten Gebäudes ist Seniorenwohnen vorgesehen. Projektstart ist jedoch wohl erst in zwei Jahren, da das Gebäude noch durch Flüchtlinge belegt ist.