‚Heute hier, morgen dort…?‘

Zahlreiche Gäste bevölkerten die neuen Räumlichkeiten des Ettlinger Frauen- und Familienzentrums effeff am Freitagnachmittag vergangener Woche: es galt, kräftig zu feiern. Denn in Rekordzeit war am neuen Standort in der Middelkerker Straße nicht nur das Konzept des neuen Kindergartens umgesetzt worden, sondern auch das aktuelle Domizil des effeff. Entsprechend viele Wegbegleiterinnen und -begleiter, Vertreter von (Lokal-)Politik und Behörden, Kirchen, Verwaltung, Sponsoren, Kindergarteneltern, Mitarbeiterinnen und einige der ursprünglichen Gründerinnen des Frauen- und Familienzentrums Waren zur Feier gekommen.

Das ist die Vielfalt, die unseren Verein ausmacht“, merkte Kirstin Wandelt, Vorsitzendes effeff sowie des Kindergarten-Trägervereins, in ihrer Begrüßung mit Blick über die Gästeschar an. Im Juni 2022 hatte Oberbürgermeister Johannes Arnold die Idee eines an das effeff angegliederten Kindergartens. „Wir haben naiv einfach ‚ja‘ gesagt, ohne zu wissen, was auf uns zukommt“, so Wandelt. Es war ein enormer Kraftakt, doch „10 Monate später stand der Neubau“. Ein großer Dank Wandelts galt Johann Hörner vom Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft, der als Baubegleiter und -betreuer mit viel Engagement stets ein offenes Ohr und eine Menge Geduld gehabt habe, ebenso Architektin Annette Jagsch vom Architekturbüro D28.
 

„Das effeff ist mit bald 30 Jahren erwachsen geworden“, ging die Vorsitzende kurz auf die Historie des Zentrums ein. 1995 war es gegründet worden, mittlerweile gibt es 50 Mitarbeiterinnen. Die Arbeit basiere auf sechs Säulen, fuhr sie fort: Familienbildung, Kultur und Freizeit, Integration, Quartiersarbeit, Kindergarten und seit neuestem auch das Hilfsangebot „Sternenkinder“ sind unter einem Dach beheimatet.

Kindergartenleiterin Stefanie Benazzouz schilderte eine Zeit, die „toll, herausfordernd und anstrengend“ gewesen sei, denn es galt, das pädagogische Konzept, Finanz- sowie Personalpläne und ein funktionierendes Management auf die Beine zu stellen. „Wer bei ‚Containerlösung‘ an eine Blechdose denke“, liege falsch, so die Kindergartenleiterin weiter. Mittlerweile gibt es den Kindergarten seit einem Jahr, und alles sei hell und schön eingerichtet, alle fühlen sich dort wohl. Gleichwohl sei es eine Herausforderung gewesen, Brandschutz und Kinderschutz unter einen Hut zu bringen.     
„Dank engagierter Menschen, erfahrener Fachkräfte und vieler Helfer aus dem Kreis der Aktiven des Vereins“ sei alles geschafft worden. Sie dankte allen Beteiligten, den elf Fachkräften in der Kita, aber auch den Praktikanten und Krankheits-Vertretungen, nicht zu vergessen dem  Malteserhund.

Zehn Krippenplätze sind an der Middelkerker Straße entstanden, zudem 50 Plätze für über Dreijährige, die im Sommer alle belegt sein werden. Sie dankte auch der engagierten Elternschaft und erwähnte die ausgedehnten Kooperationen, die das Kindergartenangebot abrunden: Aktivitäten in Zusammenarbeit mit der Musikschule, der Schillerschule, den Frühen Hilfen, Vorleseomis und mehr.
 Schon denke man an Expansion, so Benazzouz: eine betreute Spielgruppe mit 15 Wochenstunden ist in Planung. Auch sie lobte die Stadt, die Architekten und die  engagierten Handwerker sowie die Spender und Sponsoren.
 

Oberbürgermeister Johannes Arnold merkte an, dass aller guten Dinge vier seien: vierfacher Grund zum Feiern beispielswiese. Das Provisorium sei zu Ende, Kiga und effeff würden offiziell eingeweiht, beide Einrichtungen hätten eine Heimat gefunden. Vier Stationen waren dafür notwendig: der Beginn im Drachenrebenweg in den Baracken, gefolgt vom Haus im Rohrackerweg, dann die Villa in der Middelkerker Straße 3 und schließlich die Räumlichkeiten in der Middelkerker Straße 11.

Er zollte den Vorsitzenden des effeff seinen Respekt, für das jahrelange Ertragen eines Kompromisses, für das Entwickeln von Ideen, für das Aushalten der Unsicherheit, wie es wohl weitergehe. Er merkte an, dass die Keimzelle des Gebäudekomplexes gelegt worden war als vom Landkreis geplanter Standort von Containern während der ersten Flüchtlingswelle 2015/16. „Der wurde dann nicht gebraucht, aber die Bodenplatte war da“, so dass die Stadt sich dazu entschied, selbst Container zu errichten als Ausweichquartier für Kindergartengebäude in Sanierung. „Die Skepsis gegenüber einer Containeranlage schwand rasch“, so der OB.
Er zollte auch dem effeff Lob und seinem Trägerverein mit seinen rund 300 Mitgliedsfamilien, der „in die Stadt hineinwirkt“. Die Investition in Höhe von letztlich 2,39 Mio. Euro, ursprünglich waren 1,92 Mio. veranschlagt worden, durch die Kostenentwicklung kam dann die höhere Summe zustande, sei gut angelegt für die Gebäude an der Schnittstelle zur offenen Landschaft.

Die Planungen sehen indes vor, dass das effeff noch einmal umzieht: nach dem Wegzug des Bauhofs soll das effeff nochmals Kisten packen. Ob dies indes passiere, sei noch offen, so der OB, der einen Kommentar der Tageszeitung von vor zwei Jahren zitierte: möglicherweise, so die Prognose damals, werde sich im Horbachpark ein ‚Wohlfühlfaktor‘ einstellen, der einen weiteren Wechsel der Räumlichkeiten eventuell überflüssig machen werde…“das ist schon möglich“, so Arnold.

Sozialdezernentin Margit Freund vom Landkreis freute sich über das Engagement ‚mit Herzblut‘ aller Beteiligten und erwähnte, dass es mittlerweile im Kreis 26 Familienzentren gebe. Das effeff habe dafür eine Vorreiterrolle übernommen und Maßstäbe gesetzt, so Freund. Zum 30-jährigen Jubiläum im nächsten Jahr werde sie sehr gerne wieder kommen, denn sie sei begeistert von der Arbeit des effeff.

musikalischen Beiträgen umrahmt: der Singkreis unter der Leitung von Bärbel Bertolutti, der eigentlich nur ‚pro Domo‘ musiziert und singt und nie auftreten wollte, machte eine Ausnahme und sang mit dem Publikum zwei Lieder, unter anderem bedeutungsvoll „Heute hier, morgen dort“ von Hannes Wader, während die Kindergartenkinder mit Unterstützung von wenigen Erwachsenen zwei Martinslieder zum Besten gaben.