„Wir profitieren gegenseitig von dem Austausch“

Während des Eintrags ins Goldene Buch die ukranische Delegation mit Stadträten aus Ettlingen und  OB Arnold.

Seit gut einem Jahr steht man in Kontakt mit den Verantwortlichen aus der Stadt Chmilnyk in der Oblast Winnyzja. Zur 70 Jahr-Feier der Städtepartnerschaft Ettlingen-Epernay entschieden beiden Städte, dass man auf Geschenke verzichtet und stattdessen eine trinationale Solidaritätspartnerschaft mit einer ukrainischen Stadt zu schließen, eben mit Chmilnyk, das knapp 43 000 Einwohner hat, rund 250 Kilometer südwestlich von Kiew liegt. Es ist ein Kurort  und Weinbau gibt es dort. Am vergangenen Wochenende besuchte eine achtköpfige Delegation von Chmilnyk Ettlingen.

Es waren bewegende Stunden, denn der Krieg war in jedem Wort zu spüren und zu spüren war auch die Suche, wie können wir hier helfen, wie unterstützen. Am Samstagmorgen war die Delegation in Karlsruhe, das seinen Trinationale Vereinbarung mit der Stadt Winnyzja und Nancy geschlossen hat. Dann ging es weiter ins Ettlinger Rathaus, wo in kleinerem Rahmen mit Oberbürgermeister Johannes Arnold, den Stadträten René Asché, Beate Hoeft und Berthold Zähringer sowie Ilka Schmitt zuständig im Amts für Marketing und Kommunikation für Städtepartnerschaften und den acht ukrainischen Frauen und Männern nach Möglichkeiten gesucht wurde, wie man den Menschen in Chmilnyk helfen könne.

OB Arnold erhält Gastgeschenke, ein Schutzengel und ein großes Fotobild von Chmilnyk.

Deutlich wurde, dass gleich zu Beginn des Angriffskrieges tausende von Menschen in den Süden flohen, wo für sie Unterkünfte geschaffen werden mußten. Material aus den Krankenhäusern wurde an die Front gebracht, so dass dort Mangel herrscht. Und die Kinder kennen eigentlich keine „normale“ Schulzeit. Erst Corona und nun der Krieg.

In seiner Begrüßung zitierte Arnold die Worte seine Kollegens Dr. Mentrup „Eure Freunde sind auch unsere Freunde“, Er unterstrich, wenn der Krieg zu Ende ist, dann kann Ettlingen wie andere Städte eine wichtige Brücke für die Menschen sein. Er erinnerte daran, dass vor über 70 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zwei Priester die Freundschaft zwischen Ettlingen und Epernay eingeläutet haben. Sie sind unser Vorbild. Die Bürgermeister Delegationsleiter Sergeii Redchyk und Andrii Stashko dankten Deutschland und dem deutschen Volk für seine Unterstützung und machte deutlich, das wichtigste sei, die Begegnung, ob auf Vereinsebene oder im Kulturbereich, Chmilnyk hat u.a. eine Musikschule, oder bei der Jugend. „Wir können beide voneinander profitieren“.
 

Doch ebenso von Interesse war, wie hier die Straßenunterhaltung läuft, wie das Recycling von Baumaterial. Busse wären willkommen, weil sie zum Teil im Fronteinsatz sind. Hier sah Arnold die Möglichkeit, dass wir Ihnen ausrangierte Busse der Feuerwehr Bruchhausen zur Verfügung stellen können. Doch es brauche eine gute Basis, auf der wir kooperieren können.

Nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt führte der Weg über das Lehrschwimmbecken und das Blockheizkraft beim Albgaubad zu den Stadtwerken. Vor dem Angriffskrieg hatte die ukrainische Stadt sich das Ziel eines Aktionsplans für nachhaltige Energieentwicklung bis 2030 auf die Fahnen geschrieben. Überdies wollte sie sich auch als Touristenstadt entwickeln. Radonbäder und Sanatorien gibt es in Chmilnyk.

Im Zwiegespräch spürt man die Angst um die Angehörigen. Die Einheit von Halina Terentievas Mann bekämpft Drohnen, wir sehen uns nur zweimal im Jahr. „Wir leben im Moment“, so die Englischlehrerin. Dem stimmte Mariia Stashko zu, die in Kiew Tourismus studiert, jedoch nur online. Die deutsche Sprache ist ihr nicht fremd, denn für ein Semester war sie in Würzburg. Sie hofft wie Terentieva, dass der Kriege bald vorbei ist. Für beide wäre eine Zeit wie im Kalten Krieg ein Graus.

Am nächsten Tag standen nach einer Stadtführung die Besichtigung der Feuerwehr, des Baubetriebshof und des Stadtbauamt auf dem Programm. Bürgermeister Dr. Moritz Heidecker verabschiedete die Ukrainerinnen und Ukrainer.