Barrierefreier Stadtrundgang
Im Zuge der Altstadtsanierung weist Ettlingen bereits einen hohen Grad an Barrierefreiheit im Verkehrsraum auf, so ist die Stadt gerade auch für Menschen mit Behinderungen und / oder Kinderwagen gut zu entdecken.
Gerne laden wir Sie zu einem barrierefreien Rundgang (geschrieben von Wolfgang Lorch) ein. Ein wenig ruppig mag das Kopfsteinpflaster sein, aber Sandsteinplatten am Rande bieten Linderung. Wo fangen wir an?
Am besten, wir starten im Schlosshof.
Ein mächtiges Bauwerk ist das Ettlinger Schloss, heute ein Bürgerschloss, neben dem Museum befinden sich dort die Stadtinformation, das Trauzimmer, das Stadtarchiv, die Schlossfestspiele, Kultur- und Familienprogramme jeder Art. (Einen Aufzug, um in den Großteil der Räumlichkeiten zu gelangen, finden Sie unter den Arkaden auf der rechten Seite).
Das heutige Schloss hatte zwei Vorgängerbauwerke. Im 13. Jahrhundert wurde hier eine mittelalterliche Burg gebaut, von der im jetzigen Schlosshof auf der linken Seite zwei Drittel des alten Burgturms als rohes Mauerwerk zu sehen ist. Ab 1546 wurde ein Renaissance-Schloss gebaut, das 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg mit der ganzen Stadt zerstört wurde.
Markgräfin Augusta Sibylla ließ ab 1727 unter Verwendung der noch vorhandenen Ruinenteile ein Barockschloss als ihren Altersitz bauen, bedeutende Künstler (u.a. Asam, Columba, Retti) waren in der Ausgestaltung tätig. Nun gehen wir durch das Tor hinaus auf den Schlossplatz. Da steht der berühmte
Ettlinger Narrenbrunnen.
Der Narrenbrunnen im Renaissance-Stil von 1549 stellt den freimütigen Hofnarren des Markgrafen Ernst von Baden dar, Hansele von Singen. Der Narr schaut mit spöttischer Miene auf das Weltgetriebe herab. Zu seinen Füßen sitzt ein Knabe, der mit betonter Absichtlichkeit dem Beschauer die entblößte Rückseite zugekehrt und den Menschen eine Tafel vorhält, auf der die Dünkelhaftigkeit der Welt angeprangert wird.
Vom Narrenbrunnen gehen wir auf der Marktstraße hin zum Marktplatz mit dem eindrucksvollen Rathaus. In der Mitte des Marktplatzes steht der Marktbrunnen bzw. der
Georgsbrunnen.
Er stammt aus dem späten Mittelalter, errichtet 1494 im gotischen Stil. Am Brunnenschaft sind vier Wappen angebracht, u.a. das Ettlinger Wappen. St. Georg ist der Marktheilige, er soll symbolisch das Böse fernhalten. Blicken wir nun auf die Fassade des
Rathauses.
Nach der völligen Zerstörung Ettlingens im Jahre 1689 wurde die Stadt erst allmählich wieder aufgebaut. Das neue Rathaus wurde 1738 im Barockstil mit prachtvollem Frontgiebel fertiggestellt. Der Mittelachse folgend: das Ettlinger Wappen am Balkon, das badische Wappen und die St. Georgs-Plastik. Ganz oben befindet sich die Skulptur der Justitia. Der Rathausturm war im Mittelalter ein Stadttor, hier endete bis ins 13. Jahrhundert hinein die Altstadt. Südseits befindet sich über dem Torbogen das berühmte, 1927 vom Ettlinger Bildhauer Oskar A. Kiefer geschaffene Gefallenen-Denkmal. An der Rathauswand bei der Rathausbrücke ist eine Kopie des Neptunsteins angebracht, Zeugnis aus der Römerzeit. Eine goldene Inschrift in Turmmitte von 1828 erinnert daran, dass der badische Markgraf Carl Friedrich 1780 die Leibeigenschaft für die Ettlinger Bürger aufgehoben hat, drei Jahre später für ganz Baden. Auf der Rathausbrücke sehen wir noch die Skulptur des
St. Nepomuk.
Die barocke Plastik von 1724 stellt den böhmischen Brückenheiligen St. Nepomuk dar, dessen Lebensgeschichte als Wand- und Deckengemälde im Asamsaal des Schlosses zu bewundern ist.
Zurück zur Frontseite des Rathauses, wenden wir uns nach Osten und sehen dort die
Martinskirche
mit ihrer imposanten Westfassade. Auf dem Weg stehen auf der rechten Seite zwei prachtvolle Fachwerkhäuser, sie gehören zu den schönsten der Stadt, errichtet im 18. Jahrhundert. Bei der Zerstörung der Stadt blieben die Grundmauern aus den Jahren 1565 und 1583 bestehen.
Im Zuge des Wiederaufbaus wurde das neue barocke Langhaus der Kirche 1733 fertig. Eine Spende dafür kam von Markrgräfin Sibylla, daher auch das Allianzwappen an der Westfassade. Diese Kirche ist das älteste Gebäude der Stadt. Sie steht teilweise auf Ruinenresten einer Badeanlage aus der Römerzeit. Der Turmschaft aus der romanischen Epoche stammt aus dem 12. Jahrhundert. Das aufgesetzte Achteck mit seinen Spitzbogenfenstern und der vor dem Turm platzierte Chor stammen aus dem 14. und 15. Jahrhundert (Barrierefreier Zugang und Eingang auf der rechten Seite). Begeben wir uns von hier aus nach rechts, öffnet sich ein Innenhof, der sogenannte
Weißenburger Hof.
Wahrscheinlich stand hier in früher Geschichte der Hof des Klosters Weißenburg im Elsass, zu dem Ettlingen ab 720 n. Chr. bis 1219 gehörte. In diesem Hof wurden die Zehnteinahmen des Klosters gesammelt. Später baulich völlig verändert, wurde das Areal bei der Stadtsanierung der 80er Jahre entkernt. Weiter an der Westseite der Kirche vorbeigehend, kommen wir zu einem markanten
Brunnenturm,
zusammengesetzt v.a. aus Sandsteinquadern aus der Römerzeit, die in diesem Areal bei Aushubarbeiten während der Stadtsanierung gefunden wurden. Hier befinden wir uns auch vor den ältesten Teilen der Martinskirche aus der Zeit der Romanik und Gotik. An der Albmauer auf der Nordseite der Kirche lohnt sich ein Blick hinüber auf die andere Albseite mit der schönen Häuserzeile.
Zurückgekehrt zum Rathaus begeben wir uns über die Rathausbrücke in die nördliche Altstadt. Auf der Brücke albabwärts schauen wir auf ein
altes romantisches Wehr.
Hier wurde früher die Alb gestaut für den Mühlenkanal der Zwingelmühle, die auf dem Gelände des heutigen Kaufhauses stand. An der einstigen Einleitungsstelle steht eine schöne Plastik am Albufer: der Fischerjunge. Nach der Brücke empfiehlt sich der Gang nach links bis zur Schillerstraße, wo sich noch ein Teil der
mittelalterlichen Stadtmauer
befindet (rund 180m lang und 7 m hoch). Die Stadtmauer umlief mit davorliegendem Graben die ganze mittelalterliche Stadt. Im 19. Jahrhundert wurde der größte Teil der Stadtbefestigung einschließlich der Stadttore niedergelegt. Jetzt gehen wir wieder einige Meter zurück und biegen in die
Lauergasse
ein. Sie ist eine alte Gerbergasse aus dem Mittelalter. Der Name Lauer bedeutet Gerber. Es hängt zusammen mit der Eichenlohe (Rinde), die zum Gerben verwendet wird. Am Ende der Gasse treffen wir auf den Lauerturm aus dem 15. Jahrhundert. Als Eckturm war er sicher auch ein Wachturm, ursprünglich mit einem Zinnendach versehen. Wir biegen nach rechts ab und gehen geradeaus bis zur Kronenstraße, die wir überqueren. Dabei fällt der Blick auf die
Herz-Jesu-Kirche.
Bedingt durch das Bevölkerungswachstum, baute man 1904-1906 neben der alten Martinskirche am Nordrand der Stadt eine zweite katholische Kirche, die Herz-Jesu-Kirche, im weitgehend neoromanischen Stil. Der hohe Kirchturm misst 76 m. (Bei den Renovierungsarbeiten der vergangenen Jahre wurde ein barrierefreier Zugang auf der rechten Seite geschaffen). Auf der anderen Straßenseite - jetzt Seminarstraße - ist am Eckhaus links die
Hic-Mönchsfigur
in die Hausmauer eingelassen. Er weist auf das ehemalige Spital aus dem Mittelalter hin, das in dieser Straße war. Später entstand hier im 18. Jahrhundert der große Gebäudekomplex des Jesuitenkollegs, heute Finanzamt (barrierefrei). Die nächste Gasse rechts ist die Hirschgasse. Hier treffen wir auf einige
Modellhäuser
aus dem 18. Jahrhundert. In der Hirschgasse (grobes Kopfsteinpflaster!) sind die beiden Häuser Nr. 6 und Nr. 9 sogenannte Modellhäuser. In der Wiederaufbauzeit nach der großen Stadtzerstörung 1689 wurden rund 40 solcher Häuser gebaut (Hauptkennzeichen: Rundbogen zum Hof und zwei Fensterreihen). Nach der Hirschgasse stoßen wir wieder auf die Alb , womit der kleine Stadtrundgang endet.
Wir wünschen Ihnen einen schönen Aufenthalt in Ettlingen, ein Großteil der Ladenbetreiber und Gastronomiebetriebe haben sich dem barrierefreien Miteinander angeschlossen und gemeinsam arbeiten wir an Verbesserungen und Lösungen, um allen Gästen den Besuch in guter Erinnerung zu halten. Eine helfende Hand wird sich bei kleinen "Barrieren" finden.