Lachen und Weinen lagen eng beieinander: Hurst-Plätzle vor großem Publikum eingeweiht

Man sieht die Straßenlaterne mit dem Namensschild des Platzes, Harals-Hurst-Plätzle, und applaudierendes Publikum

Lachen und Weinen lagen an diesem Nachmittag eng beieinander: am Dienstag vergangener Woche wurde das Harald-Hurst-Plätze feierlich eingeweiht: ein Schild informiert jetzt über seine Lebensdaten und seine Profession: Schriftsteller und Mundartautor.
 
Es gab Musik mit Hurst-Texten, gesungen und gespielt von Kabarettist Gunzi Heil und Gitarrist Volker Schäfer, Rezitationen einiger Gedichte und Texte durch Tollhausgründer Bernd Belschner sowie nochmals Musik von Helmut Nehrfeld mit dem Akkordeon. Und wie Hursts Texte nun mal so sind: herzhaftes Lachen über „Rambo, sitz, platz, brav“ wechselte ab mit wissendem Nicken und ein paar Tränchen der Rührung, wenn die Texte und Gedichte die Tiefe des Gemüts streiften. 
 
„Der Platz ist richtig, das spürt man“, sagte Oberbürgermeister Johannes Arnold emotional bewegt. Er berichtete kurz, wie die Idee, den am 20. Juni 2024 verstorbenen Hurst durch die Widmung eines Platzes zu ehren, im Gemeinderat geboren wurde, ein Vorschlag der Freien Wähler/Für Ettlingen-Fraktion, die von allen Fraktionen und Gruppen im Rat einstimmig gutgeheißen wurde. „Harald Hurts Sohn Pablo Abend hat mir bestätigt, dass dieser Ort einer der Lieblingsplätze des Vaters war“, so der OB weiter.
Dass die Einweihung nun mit dem Start der Landesliteraturtage zusammenfalle, sei äußerst passend und ein Verdienst aller, die mit dem Herrichten des Platzes zu tun hatten, vom Kultur- und Sportamt über das Stadtbauamt bis zur Stadtbibliothek.
Die Verniedlichungsform sei im Übrigen nichts weiter als ein Ausdruck von Herzlichkeit und von einem Badener vorgeschlagen worden, betonte er.
Um den Platz lebendig zu gestalten und auch künftig mit Leben zu füllen, gibt es dort im Schatten des Baumes nahe der plätschernden Alb mehrere Plauderbänke für diejenigen, die sich austauschen wollen, für alle, die aus dem neuen Bücherschrank ein Stückchen Literatur in die Hand nehmen wollen und für die, die per QR Code Ausschnitte von Lesungen des Autors anhören möchten. All dies ist möglich am Hurst-Plätzle! „Stellen Sie gerne selbst Bücher ein und bereichern Sie diesen Erinnerungsort, am liebsten durch Mundart-Literatur!“

Pablo Abend freute sich über die Wertschätzung für den Vater, der ein „geselliger Einzelgänger“ gewesen sei. „Immer, wenn der soziale Akku leer war“, sei er am Plätzle zu finden gewesen. Auch für die Familie und  die Enkelinnen war seit der Corona Zeit der Platz zwischen Martinskirche und Alb zum Ort der Begegnung geworden. Nun diene er der persönlichen Erinnerung, man könne sogar seine Stimme nochmal hören. Er selbst hätte, war sich Pablo sicher, wahrscheinlich „gequält lachend abgewunken“ ob der Ehre: „Komm, geh fort!“
 
Sozial und sozialkritisch, „manchmol mit mehr Tiefe, wie mer denkt“ seien Hursts Texte und Gedichte, bescheinigte Bernd Belschner. Als ‚billige Coverversion vom Harald‘ gab er einige Gedichte und kurze Texte zum Besten, unter anderem die Beschreibung des hiesigen Menschenschlags, der das ‚savoir vivre‘ des nahen Frankreichs kombiniert mit dem ‚savoir travailler‘ der Schwaben. "D’accord mit de Welt" sei Harald gewesen, so lautet auch der Titel des letzten seiner zahlreichen Bücher.
 
Nach der Enthüllung des Schildes und einem weiteren zwerchfellerschütternden Musikstück zogen die Gäste anschließend los, nach einem Gedenkminütchen mit Akkordeonmusik vor Hurts Wohnhaus am Marktplatz, den er ja sehr schätzte als Aussichtsmöglichkeit und Quelle der Inspiration – am Gewürzstand verkaufend schöpfte er Stoff aus den Begegnungen mit den Menschen an den Markttagen – besuchten viele noch die Ausstellung ‚Harald Hurst – Flaneur‘ im Schloss mit den Fotografien von seinem Freund und Weggefährten Burkhard Riegels.

Was man in der Ausstellung sieht, sei Vertrauen, merkte Gunzi Heil im Museum an. Fotograf und Motiv hätten viel Zeit miteinander verbracht, die Bilder, entstanden durch „fotografierendes Flanieren“, seien Ausdruck tiefer Freundschaft.
 
Genauer gesagt: einer zwölf Jahre währenden Freundschaft, präzisierte Burkhard Riegels. Die Fotografien stammten vor allem aus den letzten beiden Lebensjahren Hursts, nichts sei geschönt, nichts gestellt. „Entstanden ist ein Bilderbogen von Lebensstationen, die ihm wichtig waren“, so der Fotograf.
Das letzte Schriftstück, das noch in der auf den Marktplatz ausgerichteten Schreibmaschine steckte, sei eine ‚sanfte Liebeserklärung an Ettlingen‘ gewesen… „Er fehlt.“
 
Zum Vormerken für alle, denen er auch fehlt: am 8. Mai wird es auf dem Hurst-Plätzle eine Lesung mit seinen Texten geben.